Religionen

Die Glaubensrichtungen in Çariman

In Çariman sind zwei Religionen vorherrschend: Die alte Sonnenreligion des Zylaismus, die bereits in der Séolimanischen Epoche entstand und lange Zeit dominierend war im zentralen Osten, sowie der Sáshi-Glaube, der auf den Propheten Esam zurückgeht und daher auch Esamismus genannt wird. Esam lebte zu Beginn des Dritten Zeitalters, also vor etwa 800 Jahren.

Zylaismus

Zylá der Prophet war ein Mystiker, der zu Beginn des Ersten Zeitalters in Séolimanes lebte, geboren in Alrós im Süden des Reiches. Über sein Leben ist kaum etwas bekannt, da er kaum Schriften hinterließ. Der auf seiner Lehre beruhende Glaube ist duotheistisch: Es gibt eine schöpfende Weltmutter, die aber in Schlaf gefallen ist, und einen Weltbeseeler, Méashadá, an den sich die Gebete richten.

Neben den beiden Weltschöpfern gibt es eine Vielzahl von überirdischen Wesen, die sich um das Wohl und Wehe der Welt sorgen: Die „Im Licht Lebenden“ (séolim. reşáşedaish chiáşéuan), den Himmlischen Boten, den Pförtner der Hallen der Erinnerung, die Schar der Zwietrachtsäenden, den unheilvollen Wasserdrachen der Kalten Tiefe, weitere Dämonen, Schutzheilige, und so weiter.

Gebetsort ist ein runder Tempel, die Dhöwoóm. An der westlichen Wand befindet sich ein Altar mit dem Bild des Flammenkruges und oft auch einem goldenen Sonnen-Adler-Bild, auf die durch ein Fenster im Osten beim Sonnenaufgang das Sonnenlicht fällt. Es wird mit dem Rücken zur Sonne in Richtung Westen gebetet. Außerdem haben die Gläubigen einen Gebetsschrein zuhause, eine oft kunstvoll bearbeitete, tragbare Laterne.

Eine herrschende Institution hat der Zylaismus nur in seinem derzeitigen Mutterland, in Fidnam. In den Ländern weiter östlich gibt es nicht mehr sehr viele Gläubige, die hauptsächlich von Laienpriestern geführt werden und vor allem die zentralen Rituale der „Vier Chöre“ praktizieren, heilige Gesangsrituale in der Dhöwoóm.

Die Anhänger des Zylaismus grüßen sich mit den Worten „chiá adhuá“, was so viel wie „Licht sei mir dir“ bedeutet (séoliman.).

Esamismus oder Sáshi

Sáshi ist die Lehre von „Mond und Sonne“, die der Prophet Esam zu Beginn des Dritten Zeitalters in Çariman verbreitete.

Esam wird auch der „elternlose Verkünder“ genannt, denn es sind weder Vater noch Mutter bekannt. Er durchwanderte im Laufe seiner Predigerzeit fast ganz Çariman. Auf seiner Pilgerreise wurde Esam von drei Jüngern begleitet, die vieles niederschrieben. Sie gelten als die „Drei Reinen“, Giwrimán (çariman.).

Dabei veränderte sich seine Lehre im Laufe der Zeit, so dass sie in verschiedenen Regionen unterschiedlich tradiiert wird. Im Südosten dominiert die „Erste Lehre“ oder auch „Badüshikiajá“ (séoliman., etwa „Goldener Flügel“), die starke spirituelle Anteile hat. Weit im Norden dominiert eine strengere, weltzugewandte Strömung, die „Eshaljasheushá“ (seoliman., etwa „Wiedergeburt“). Zahlenmäßig am größten ist die östliche Auslegung „Çosheúdshe“ (abgeleitet von séoliman. „Tür der Weisheit“) mit bedeutenden theologischen Hochschulen. In zentraler Lage hat sich in Waldstadt (Krishgan) die „Warasangír“ etabliert, eine Art höchste Instanz der Religionsauslegung im Esamismus. Diese Institution wird von den meisten Anhängern der Religion in Çariman als spirituelles Zentrum des Glaubens anerkannt, auch wenn die dortigen Priester und Theologen keine Befehlsgewalt ausüben.

Sáshi hat den Zylaismus in den Ländern des Ostens weitgehend verdrängt. Dieser Prozess verlief weitgehend friedlich, beide Religionen sind verhältnismäßig tolerant.

Sáshi nimmt die Welt hin, wie sie ist, und betrachtet die Schöpfungsgeschichte als einen fortwährendes Prozess des Werdens und Vergehens ohne zentrale Gottesfigur. Die Welt besteht aus dem „Kleinen Haus“ (unserer Lebenswelt) und dem „Großen Haus“ (dem Universum), wobei Menschen letzteres nur indirekt wahrnehmen können. Vom „Großen Haus“ wehen göttliche Winde durch die Öffnungen des Kleinen Hauses, die sich in heiligen Gestalten verkörpern. Auch Menschen können zu solchen Heiligen werden. Aus dem Zylaismus hat Sáshi die „Im Licht Lebenden“ übernommen, die als eine Art Gottheiten über das „Große Haus“ wachen und die in Gebeten angesprochen werden.

Symbol des Esamismus ist die Schale mit der Blume, die auch als aufgehende Sonne interpretiert werden kann. Die Blume hat eigentlich 8 Blütenblätter, doch nur vier sind sichtbar, Symbol dafür, dass die Hälfte der Welt vor uns verborgen ist.

Zum Gebet werden Rotunden verwendet wie im Zylaismus, zumeist wurden bestehenden Dhöwoóms übernommen und um einen Turm an der Ostseite ergänzt, der das zylaistische Sonnenfenster schließt. Der Turm ist ein mehrstufiges Bauwerk, ganz oben befinden sich hölzerne Klangstäbe für den Gebets- oder Stundenruf („es klappert zum Gebet“). Der Altar steht in der Mitte der Rotunde, eine mal einfache, mal aufwändig und kunstvoll gestaltete Schale mit Blumen und symbolischen Sonnenstrahlen.

Der Gruß der Gläubigen ist, in verschiedenen Abwandlungen, „Der friedvolle Blick sieht auf dich“.